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HIER STELLEN WIR MONATLICH
EINE BESONDERE DAGUERREOTYPIE VOR

Albert Friedrich Francke

Junger Mann am Tisch
Sachsen, 1840er Jahre
Sammlung May und Jochen Voigt
1/9-Platte unter lindgrünem Papierpassepartout
Rückseitig Papieretikett mit Franckes Firmierung


Am 6. November 1847 meldete sich ein Daguerreotypist in den „Freiberger gemeinnützigen Nachrichten“ zu Wort: „Lichtbilder (Daguerreotypen) werden von Unterzeichnetem überraschend scharf in wenigen Secunden, einzelne Portraits wie Gruppen von täglich 10 bis 3 Uhr in Max Böhmes Caffeegarten zu sehr civilen Preisen angefertigt. Zu Gruppen eignen sich die Vormittagsstunden am besten, und liegen eine Menge Proben zur Ansicht bereit. Auf vorzügliche schöne Bilder kann übrigens Jeder, der mich mit Aufträgen beehrt, rechnen. Sitzungen sind bei jeder Witterung vorzunehmen. A. Francke aus Schweidnitz.“

Albert Friedrich Francke kam aus der Lausitz gewandert und man findet ihn auch noch Anfang der fünfziger Jahre in sächsischen Städten. Mit „Schweidnitz“ ist der sächsische Ort Groß-Schweidnitz in der Nähe von Löbau gemeint, nicht etwa die Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums in Schlesien. Franckes Anzeigen fallen durch ihren ständig wechselnden Wortlaut auf. Eigentlich wollte der Photograph, der „bei jeder Witterung, starken Wind ausgenommen“ arbeitete, die Stadt schon bald wieder verlassen.

Aber offenbar erfuhr er regen Zuspruch, so dass er schließlich ein halbes Jahr blieb. Seine Daguerreotypien legte er nun auch an anderen frequentierten Plätzen aus, so in der „Buchhandlung des Herrn Reimann, so wie bei Buchbinder Schultz“. Ende November 1847 erfahren wir von „10 bis 20 Secunden Sitzungszeit. Sonnenschein ist niemals nöthig.“ Im März 1848 dehnte Francke der Jahreszeit gemäß seine Geschäftszeiten auf „von 9 bis 4 Uhr täglich bei jeder Witterung (selbst Nebel nicht ausgenommen)“ aus. Auch offerierte er nun nicht nur Porträtdaguerreotypien, sondern ebenso „Copien von Oel und Pastellgemälden.“

„Da meine Daguerreotypen hier Orts mit so großem Beifall aufgenommen worden, so werde ich (hierzu vielfach aufgefordert) noch ca. 14 Tage hier Orts verweilen, um dafür sich Interessirenden Gelegenheit zu geben, mein Atelier zu benützen; denn es ist sehr fraglich, ob ich nochmals Freiberg berühren dürfte“ annonciert Francke im April und verlängert die Aufnahmezeit auf nunmehr „von früh 8 bis 5 Uhr Nachmittags“. Es ist amüsant, all die Bemerkungen des weit gereisten Daguerreotypisten zu lesen. Aber einmal ist Schluß, und so beendete der Schweidnitzer am 2. Mai 1848 sein langanhaltendes Gastspiel, nicht ohne sich die Äußerung verkneifen zu können, daß er nun „unwideruflich abreise“.

   
oben: Die noch original versiegelte Daguerreotypie sitzt in einem ebenfalls authentischen Rahmen mit Blattversilberung.

darunter: Mit dünnen Papierborten ist das schlanke Hochformat eingefasst.

links: Einige Blumen des Straußes sind blau koloriert.


   
   
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