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HIER STELLEN WIR MONATLICH
EINE BESONDERE DAGUERREOTYPIE VOR

Unbekannter Daguerreotypist

Kind in seinem Sarg
1/6-Platte (leicht koloriert) unter Metallpassepartout
Union-Case von Littlefield, Parsons & Co. (Berg 3-188)
Deckel innen mit grünem Samt ausgefüttert
USA, 2. Hälfte 1850er Jahre
Etuiabmessungen: 95 x 83 x 26 mm
Literatur: Spiegelbilder. Europäische und amerikanische Porträtdaguerreotypie, Chemnitz 2007, S. 83.
Sammlung May und Jochen Voigt


Die mit Hilfe der Daguerreotypie ausgeführten Totenbildnisse von Kindern erschüttern aufgrund ihrer Realität und Detailtreue den heutigen Betrachter sehr. Mit solchen Aufnahmen erhält die hohe Kindersterblichkeit dieser Zeit ein schreckliches Gesicht. Noch im 18. Jahrhundert betrug die durchschnittliche Sterberate bei Kindern bis zu 50 %. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm sie zwar langsam ab, erreichte aber immer noch 20 bis 30 %. In der Regel erscheinen auf Daguerreotypien die Kinder aufgebahrt, oft mit Blumen als letztem Gruß.
Viel seltener und emotional besonders anrührend ist diese Darstellung eines Jungen in seinem Sarg. Der zweiteilige Deckel ist bereits festgeschraubt (die Schraubenköpfe sind gut zu erkennen) – nur das obere Teilstück fehlt noch, mit dem das Gesicht abgedeckt wird. Es handelt sich um einen luxuriösen Sarg, dessen Holzwand mit glänzendem Lack gestrichen wurde, auf dem sich das Licht widerspiegelt. Innen ist der Sarg mit Stoff ausgefüttert. In Höhe des Brustbereiches wurde eine Metalltafel angebracht, auf der man den Namen und die Lebensdaten des Verstorbenen eingravierte.
Im zugehörigen Union-Case verweist ein Etikett auf ein Etui-Patent vom 21. April 1857, womit die Entstehung der Daguerreotypie nach diesem Datum wahrscheinlich ist.


   




   
   
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