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EINE BESONDERE DAGUERREOTYPIE VOR

Unbekannter Daguerreotypist

Porträt eines Jägers
1/4-Platte unter (ergänztem) Papierpassepartout
Europa (wahrscheinlich Deutschland), Ende 1840er Jahre
Gesamtabmessungen: 160 x 140 mm
Literatur: Jochen Voigt: Spiegelbilder. Europäische und amerikanische Porträtdaguerreotypie, Chemnitz 2007, S. 139.
Sammlung May und Jochen Voigt


Vor der Kamera des Daguerreotypisten posiert ein verwegen ausschauender Mann mit doppelläufigem Jagdgewehr, Jagdtasche und Pulverflasche, vielleicht einer der damals zahlreichen „Neujäger“. Die Revolution von 1848 hatte in Deutschland zur Aufhebung des Jagdregals und des feudalen Jagdprivilegs geführt, was den Grundstückseigentümern wieder erlaubte, das Jagdrecht selbst auszuüben. Allerdings kam es nun zu ungezügelter Jagd durch Bürger und Bauern, was vielerortens die Tierbestände drastisch dezimierte. Daneben wurde die öffentliche Sicherheit gefährdet. 1850 musste man deshalb bereits zu einer Beschneidung der neuen Jagdfreiheiten schreiten, indem man sie an eine Mindestgröße des Grundbesitzes von 75 ha koppelte.

Eine nicht uninteressante, aber doch sehr spekulative Überlegung zur Identität des Jägers stellte Katja Schumann in ihrer Rezension über unser Buch "Spiegelbilder" an: "Es wäre beispielsweise näher zu untersuchen, ob es sich bei (dem) Porträt eines Jägers, datiert auf das Ende der 1840er Jahre, um den Leipziger Daguerreotypisten Eduard Wehnert handeln könnte. Der Vergleich mit einem Wehnertschen Porträt, das sich heute im Museum für Kunsthandwerk / Grassimuseum Leipzig befindet und in "Der gefrorene Augenblick" als Katalognummer III.2 publiziert wurde, zeigt deutliche physiognomische Parallelen bei Ohren, Augen und dem auffälligen unterbrochenen Bartwuchs im Bereich des Philtrums, der vertikalen Rinne zwischen Oberlippe und Nase." (Rezension in Fotogeschichte, Heft 108, Marburg 2008, S. 58.)

Wie man im direkten Vergleich sehen kann, ähnelt der Jäger zwar dem Leipziger Daguerreotypisten Eduard Wehnert auf den ersten Blick, aber Abweichungen sind in der Vergrößerung deutlich zu erkennen. Das gleiche Bild stellt sich ein, wenn man die anderen bekannten Bildnisse Wehnerts (die uns alle in großer Auflösung als Dateien vorliegen) dem Waidmann gegenüber stellt. Es handelt sih also definitiv nicht um Eduard Wehnert.

   


oben: Gesicht des unbekannten Jägers.
Andere Frisur, andere Augen, andere Unterlippe.

darunter: Gesicht des Leipziger Daguerreotypisten Eduard Wehnert, Daguerreotypie von Bertha Wehnert-Beckmann im Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig.


oben:


   
   
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