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VERSIEGELUNG DER PLATTEN

Wie man an der nebenstehenden 1/4-Platte aus Nordamerika gut sehen kann, entsteht durch eindringende Luft eine blauschwarze Verfärbung auf dem Silber. Es sind vor allem die schwefelhaltigen Bestandteile der Luft, die ein solches Erscheinungsbild hervorrufen.
Um dies zu vermeiden, muss das Eindringen von Luft verhindert werden. Die Daguerreotypie wird deshalb versiegelt.

Als Versiegelungsband diente dünnes Papier, das mit Glutinleim oder Gummi Arabicum bestrichen wurde. Glasscheibe, Passepartout und Daguerreotypie werden auf diese Weise luftdicht miteinander verbunden. Glutinleime sind Klebstoffe, die aus Knochen, Häuten und Schlachtabfällen hergestellt wurden. Sie werden in Wasser gequollen und dann erwärmt, damit sie streichfähig sind. Am Glas und Papier haften sie hervorragend, an der Kupferplatte nicht so gut. Im Laufe der Zeit können sie sich vom Metall wieder ablösen, weshalb Luft eindringt.
Unter Gummi Arabicum wird die Ausschwitzung mancher Akazienarten verstanden. Diese "Gummen" sind wasserlöslich und können damit aufgelöst werden, wobei eine klebrige Flüssigkeit entsteht.

Amerikanische Daguerreotypien oder solche mit "amerikanischer Fassung" stecken immer straff in einem Etui, so dass selbst beim Ablösen des Siegelpapiers von der Kupferplatte noch nicht viel passiert, weil die Luft nicht unter die Platte gelangen kann. Liegt die Daguerreotypie allerdings locker im Etui (weil es z.B. etwas zu groß ist) oder wurde ihres Etuis beraubt, dann ist dieser zusätzliche Schutz nicht mehr gewährleistet.

Die Daguerreotypisten des 19. Jahrhunderts machten sich keine Gedanken über den Säuregehalt ihrer Versiegelungspapiere. Sie benutzten, was sie bekommen konnten – vom feineren Schreibpapier bis hin zum Zeitungspapier (Abbildung rechts).

In der Frühphase der Daguerreotypie benutzten manche Photographen getrocknete Darmhäutchen zum Versiegeln, die sie beim Schlachter erstanden. Später wurde Papier bevorzugt, wobei die Papierqualitäten sehr unterschiedlich sein konnten.

Bei dieser französischen Daguerreotypie wurde das Papier sehr weit auf die Kupferplatte umgeschlagen. Bedingt durch die Alterung hat sich das Papier gewellt und partiell abgelöst.

Typisches Erscheinungsbild einer intakten europäischen Daguerreotypie: Die gesamte Rückfläche ist mit einem Stück Papier überzogen, darunter befindet sich noch eine Rückpappe. Zwischen Rückpappe und Papier wurde ein Textilband mit Ring eingeklebt, so dass eine Aufhängemöglichkeit entstand.
Amerikanische Daguerreotypien sehen in der Regel so aus wie das nebenstehende Exemplar. Das Papier wird etwa einen Zentimeter nach hinten umgeschlagen und verklebt. Die roten Flecken sind Siegellackreste, mit dem die Platte zum Polieren auf einen Holzklotz gekittet wurde. Dies tritt nur bei wenigen, vor allem frühen, Daguereotypien auf. Später bog man mit speziellen Werkzeugen die Plattenränder um, so dass man sie dann in so genannte Plattenhalter einspannen konnte. Ein Aufkitten war dann nicht mehr notwendig.
1/6-Platte.
Amerikanische Daguerreotypie mit intakter, historischer Versiegelung. Der beim oberen Bild zur besseren Betrachtung abgenommene Preserver ist hier noch am Objekt verblieben. Das Versiegelungspapier ist immer etwas breiter und schaut deshalb unter dem umgebogenen Preserverblech etwas hervor.
1/6-Platte.
Häufig zu beobachtendes Erscheinungsbild bei amerikanischen Daguerreotypien: Die Papierversiegelung ist abgerissen, nur der Preserver hält Kupferplatte, Passepartout und Glasscheibe noch zusammen. Relativ leicht kann Luft eindringen.
Ist der Preserver nicht richtig umgebogen, kann die Platte geringfügig rutschen. Dies kann ein Zerkratzen der Bildseite bewirken, weil sich die Platte unter dem Metallpassepartout-Ausschnitt hin und her bewegt.
1/6-Platte.
Englische Daguerreotypien sind sehr häufig rückseitig komplett mit Papier überzogen, in diesem Fall mit Papierstücken aus einem Journal oder Lehrbuch.
1/4-Platte.
Amerikanische Daguerreotypie, um 1848, Versiegelung mit Streifen aus Zeitungspapier. 1/6-Platte.

   
   
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