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DAS ENDE EINER ÄRA
In Europa mehrten sich schon nach 1850 die Zeichen für ein Ende der Daguerreotypie. Sicherlich waren die Bilder auf versilberter Platte exklusiv, sie waren extrem scharf (was gar nicht jedem gefiel, blieben doch körperliche Mängel sichtbar) und auch haltbar aber sie ließen sich nicht vervielfältigen und spiegelten stark. Stets mußte man sie in einem bestimmten Winkel betrachten bzw. beim Schauen hin und her drehen. Inzwischen hatte sich die anfangs wegen ihrer Unschärfe verspottete und wenig geachtete Papierphotographie enorm verbessert. Vor allem das 1851 gefundene Kollodium, das lichtempfindlich gemacht auf Glas aufgebracht werden konnte, versetzte der Papierphotographie einen merklichen Schub. Jetzt mußte nicht mehr gewachstes Papier als Negativmaterial dienen, sondern wurde vom Glas abgelöst. Eine wesentlich schärfere Abbildung war die Folge. Am wichtigsten jedoch war die Möglichkeit des Kopierens; unendlich viele Abzüge konnten von einem Negativ hergestellt werden.
In den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts liefen Daguerreotypie und Papierphotographie einige Zeit gleichberechtigt nebeneinander, bis dann zunehmend das Papier überwog. Viele Daguerreotypisten blieben aus Gewohnheit und Kostengründen noch lange bei der Daguerreotypie, andere und vor allem jüngere Photographen stellten um bzw. haben sofort mit Papierbildern begonnen.
In Amerika verlief die Entwicklung etwas anders, hier hielt sich die Daguerreotypie bis in die sechziger Jahre hinein am Leben. Trotz des verstärkten Aufkommens der Ambrotypie, die auch eine größere Rolle als in Europa spielte, riss die Nachfrage nach den spiegelnden Bildern nicht so schnell ab. Immer üppiger gestaltete sich das Dekor der Passepartouts, außerdem kamen die sogenannten Union-Cases aus einem in Formen gepressten Kunststoff in Mode. Feinster Holzstaub, Schellack und andere Substanzen gaben die Ingredenzien für diese Pressmasse ab. Das Pressen erlaubte die Ausformung detailreicher Muster und figürlicher Szenen auf den Außenseiten der kleinen Behältnisse.
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oben und mittig: Unter reich geschmückten Passepartouts aus vergoldetem Messing liegen die um 1860 entandenen Porträts eines Mannes und seiner Frau, beide in einem gemeinsamen Etui aus thermoplastischem Kunststoff. Das Gesicht des Mannes ist mit Staubfarben delikat abgetönt.
unten links: Auch diese Daguerreotypie eines Mädchens und eines Jungen in dicker Winterkleidung liegt unter einem aufwendig ornamentierten Passepartout. Ob im Atelier des Daguerreotypisten Minusgrade herrschten oder mit Absicht ein "Winterbild" entstehen sollte, bleibt ungeklärt. Aufnahme USA um 1855-60.
Alle drei Daguerreotypien Sammlung Voigt
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